Dr. Christian Untrieser (CDU): „Deutschland in der Krise: Wir brauchen wieder eine (wirtschafts-) politische Agenda, wir müssen umsteuern.“


Dr. Peter Achten (Handelsverband NRW, Dr. Christoph Kösters (MIT Greven), Dr. Christian Untrieser (MdL CDU), Christina Schulze Föcking (MdL CDU), Albert Sahle (Sahle Unternehmensgruppe)

Die wirtschaftspolitischen und politischen Perspektiven Nordrhein-Westfalens im Jahr 2024 und die Perspektiven und Herausforderungen des Handels standen im Mittelpunkt des 19. Jahresauftakts der Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU Stadtverband Greven (MIT Greven).

Dr. Christoph Kösters, Vorsitzender der MIT Greven beschreibt in seinen einleitenden Worten den aktuell schlechten Stand der deutschen Wirtschaft, nach einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts in 2023 um 0,3% drohe nach Erwartungen einzelner Wirtschaftsforschungsinstitute und auch des DIHK auch in 2024 Rückgänge, während das Bundeswirtschaftsministerium Plus 0,2% erwartet, aber auch für 2024 eine ernste Lage sieht. Albert Sahle, Inhaber der Sahle Unternehmensgruppe und Gastgeber des Jahresauftakts, wies auf die ebenfalls angespannte Lage der Bauwirtschaft und den Wohnungsmangel hin. Ein zentraler Aspekt und Hemmschuh für Wirtschaftsentwicklung und Standort insgesamt auch in den letzten Jahren sei der massive Fachkräftemangel. Hier müsse dringend mehr getan werden, angefangen bei Willkommenskultur bis hin zu den politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Das bisher Getane reich bei weitem nicht aus.

Dr. Christian Untrieser, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sieht „dicke und dunkle Wolken“ in der Wirtschaftskonjunktur und der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland und in 2024 noch nicht Licht am Ende des Tunnels. Die Kennzahlen auch in NRW seien derzeit schlecht, insbesondere in der verarbeitenden Industrie wie Chemie und Pharma und inzwischen auch im Dienstleistungsbereich, so Dr. Untrieser. Im europäischen Vergleich entstehe schon wieder das Wort von Deutschland „als krankem Mann“ Europas, ergänzt er. Dr. Untrieser schildert auch mit Blick auf NRW die zu ergreifenden politischen „Stellschrauben“, detailliert geht er in seinem Vortrag auch auf das wichtige Thema Energiepolitik und Transformation ein.

Die hohen Energiekosten seien das „Problem Nr. 1“ für die Industrie, so dr. Untrieser. Zu den zu ergreifenden Maßnahmen einer Agenda gehören für Dr. Untrieser einen Mengen-Angebotserhöhung, auch durch den weiteren Ausbau der alternativen Energien, und damit im Ergebnis auch Preissenkungen im Energiebereich. Hierzu gehörten auch „Brücken-Strategien“ undogmatischer Art und eine von ihm beschrieben stimmige „Kraftwerksstrategie“. Den aktuellen Plan des Bundeswirtschaftsministers zu einer Kraftwerksstrategie für Deutschland sieht er als unzureichend an und betont die Notwendigkeit effizienter „Carbon-Storage-Lösungen. Bezogen auf NRW sieht er NRW beim Thema Energiepolitik und Transformation gegenüber dem „Bundesländer-Durchschnitt“ z.B. beim Aufbau alternativer Energien relativ weit vorne.

Von größter Bedeutung seien auch effektive und nachhaltige Fortschritte beim „Dauerthema“ Bürokratieabbau.

Die Ausrichtung einer sinnvollen Kraftwerks- und Transformationsstrategie wurde in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum durchaus kontrovers erörtert. Dr. Kösters sieht als zentrales Problem der Dekarbonisierung und Transformation die unzureichenden Versorgungs- und insbesondere Verteilernetze z.B. im Stromsektor. Hier sei dringender Handlungsbedarf und müsse Tempo aufgenommen werden. Insgesamt ist Dr. Untrieser der Meinung, dass sich Deutschland und NRW aus dem derzeitigen Tief herausarbeiten können.

Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW e.V., beschrieibt einleitend die derzeit trübe Situation im Einzelhandel. So erwarte man 2024 nach einem realen Rückgang um 0,4% bei den Einzelhandelsumsätzen ein reales Wachstum um 1,0% in 2024, die aktuellen noch schlechteren Bedingungen ließen ihn aber selbst an dieser bescheidenen Zahl zweifeln. Interessant sei, dass nach Corona schon ab 2023 auch der Online-Handel keine positive Entwicklung mehr habe. Dr. Achten präsentiert anschließend interessante Zahlen zum veränderten Besuchsverhalten der Konsumenten nach der Corona-Pandemie. Insbesondere Ältere frequentierten seitdem seltener die Innenstädte.

Im Zeitraum 2020 – 2023 ist die Zahl von Geschäften bundesweit um 41.500 zurückgegangen. Interessant waren auch die Analysen von Dr. Achten zur weiterhin Leitfunktion des Handels für die Innenstädte und zu den Hauptmotiven für Innenstadtbesuchen. Von größter Bedeutung als Angebote der Innenstädte hätten sich in den Befragungen die Aspekte „Aufenthaltsqualität / Ambiente / Flair“ und „Einzelhandelsangebot“ ergeben. „Total wichtig“ für das „Sortiment“ der Innenstädte seien z.B. auch Faktoren wie „Sauberkeit“, „Pflege Stadtbild“ (92,3% der Nennungen), „Sitzgelegenheiten, Bänke“ (91,1%), „Barrierefreiheit / Fußgängerfreundlichkeit“ (89,0%) oder „öffentliche Toiletten“ (87,9%). Dr. Achten beschreibt auch die Trends Digitalisierung / Omni-Channel und Nutzung der Künstlichen Intelligenz (KI) im Handel. Gegenstand aktueller, vom Land NRW geförderter Projekte sei es, gerade kleine und mittlere Unternehmen KI Anwendungen identifizieren, erproben und demonstrieren zu lassen sowie für sie anwendbar zu machen.

« Mittelstandsvereinigung wählt neuen Kreisvorstand

Jetzt teilen: